Digitale Transformation in der Arztpraxis: Relevanz und Schulungsbedarf

Manche fühlen sich überfordert, andere sind frustriert. Die Digitalisierung bringt gemischte Gefühle mit sich. Auch das Gesundheitswesen bleibt davon nicht unberührt und wird durch die rasanten digitalen Entwicklungen tiefgreifend verändert. Ständig gibt es neue Technologien und Lösungen, die den Gesundheitsbereich revolutionieren. Das gesamte System muss flexibel bleiben und sich kontinuierlich anpassen, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden und effizient zu bleiben. Wer nicht mitzieht, bleibt auf der Strecke! Der Wandel ist unvermeidlich – wir müssen lernen, ihn zu nutzen! 

Während Krankenhäuser in den letzten Jahrzehnten spezialisierte IT-Abteilungen mit entsprechendem Fachpersonal aufgebaut haben, sieht es bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten ganz anders aus: In der Arztpraxis gibt es keinen dedizierten IT-Fachbereich. Jede Ärztin und jeder Arzt muss sich selbst um die Digitalisierung kümmern und steht oft vor der Herausforderung, IT-Aufgaben eigenständig zu bewältigen. Zusätzlich tragen die Ärztinnen und Ärzte die volle Verantwortung für die verwendeten IT-Systeme in der eigenen Ordination. Besonders bei den Themen Datensicherheit und Datenschutz spielt das eine entscheidende Rolle. Diese Verantwortung ist oft nicht vollständig bewusst oder wird unterschätzt, was eine erhebliche Herausforderung darstellt. Der sichere Umgang mit sensiblen Patientendaten und der Schutz vor Cyberbedrohungen sind wichtiger denn je. Sie erfordern spezielles Wissen und kontinuierliche Weiterbildung, um den hohen Standards gerecht zu werden und die Sicherheit der Patientendaten zu gewährleisten. 

Um diese Problematik zu untersuchen, führte die UMIT TIROL eine umfangreiche Online-Umfrage mit Ärztinnen und Ärzten durch, um relevante Themenfelder zur Digitalisierung und den damit verbundeneren Schulungsbedarf in der niedergelassenen Ärzteschaft zu ermitteln. 

 

Themenbereiche der Umfrage 

 

Die Umfrage umfasste zwei Fragen zu verschiedenen Themenbereichen: Die erste Frage ermittelte die Bedeutung des jeweiligen Themenbereichs für den Praxisalltag, und die zweite Frage ermittelte den subjektiven Schulungsbedarf. Untersucht wurden die folgenden neun Themenbereiche: 

  • IT-Infrastruktur für medizinische Kerntätigkeiten: Systeme zur Unterstützung der medizinischen Behandlung und Dokumentation. 
  • Allgemeine IT-Systeme: E-Mail, Drucker, Office-Anwendungen und Netzwerke. 
  • Digitale Prozesse und Abläufe: Optimierung und Automatisierung von Praxisprozessen. 
  • Gesundheitsvernetzung (ELGA): Sicherer Austausch von Gesundheitsinformationen. 
  • Datenschutz: Sicherstellung der DSGVO-Konformität und des sicheren Umgangs mit Patientendaten. 
  • IT-Sicherheit: Schutz vor Cyberbedrohungen und Sicherstellung der technischen Sicherheit. 
  • Telemedizin: Digitale Interaktionen zwischen Arzt und Patient, einschließlich Telekonsultationen. 
  • Zukunftstrends: Einsatz neuer Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), Cloud-Dienste und Gesundheits-Apps. 
  • Nachhaltigkeit in der IT: Einsatz energieeffizienter und ressourcenschonender IT-Lösungen. 

 

Umfrageergebnisse und Erkenntnisse 

 

Rund 200 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte aus Tirol haben an der Umfrage teilgenommen und den Fragebogen ausgefüllt. Die Ergebnisse zeigen eindeutig, dass alle genannten IT-Themen im Praxisalltag von großer Bedeutung sind und ein erheblicher Schulungsbedarf besteht. Die detaillierten Ergebnisse wurden als wissenschaftliches Paper veröffentlicht und sind hier einsehbar: 

Schweitzer M, Hackl WO, Neururer SB, Pfeifer B. Understanding IT in Healthcare: Relevance and Training Needs of IT in Private Medical Practice. Stud Health Technol Inform. 2024 Apr 26;313:173-178. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38682526/  

Nachfolgend sind die wichtigsten Kernaussagen der Umfrage zusammengefasst (Bewertungen von 1 = sehr relevant/hoher Schulungsbedarf bis 5 = gar nicht relevant/keine Schulungsbedarf): 

  • 77% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bewerteten die Relevanz für den Praxisalltag aller untersuchten Themen als hoch (Bewertung 1 oder 2). 
  • 70% der Befragten zeigen einen hohen Schulungsbedarf in diesen Bereichen (Bewertung 1 oder 2). 
  • Die Themenbereiche IT-Infrastruktur für medizinische Kerntätigkeiten und IT-Sicherheit zeigen die verhältnismäßig größte Relevanz und auch den größten Schulungsbedarf. 
  • Die Themen Telemedizin, Zukunftstrends und Nachhaltigkeit wurden im Vergleich zu den anderen Bereichen geringer in Relevanz und Schulungsbedarf bewertet.  

Um die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben, ist es entscheidend, den Schulungsbedarf in allen IT-Themen umfassend zu fördern. Besonders wichtig sind dabei die Bereiche IT-Infrastruktur für medizinische Kerntätigkeiten und IT-Sicherheit. Gleichzeitig dürfen auch die Themen Telemedizin, Zukunftstrends und Nachhaltigkeit nicht vernachlässigt werden. Es ist unerlässlich, das Bewusstsein für die Digitalisierung in Arztpraxen zu stärken, um sicherzustellen, dass niedergelassene Ärztinnen und Ärzte auf zukünftige Entwicklungen und nachhaltige IT-Lösungen vorbereitet sind. Nur durch diese umfassende Vorbereitung können wir den digitalen Wandel erfolgreich meistern und die Vorteile moderner Technologien voll ausschöpfen.

 

Weiterführende Maßnahmen 

 

Auf Grundlage dieser Umfrageergebnisse plant die UMIT TIROL im Rahmen des DIH-West die Entwicklung von Schulungs- und Unterstützungsangeboten. Diese werden gezielt auf die Bedürfnisse der niedergelassenen Ärzteschaft zugeschnitten und sollen praxisnahes Wissen vermitteln. Das Angebot wird in Kürze hier veröffentlicht. 

 

Ihr Weg in die digitale Zukunft 

 

Nutzen Sie die Chance, sich und Ihre Arztpraxis fit für die digitale Zukunft zu machen. Informieren Sie sich auf der DIH-West Seite oder kontaktieren Sie uns direkt für weitere Informationen und geplante Schulungen. Die Digitalisierung bietet einzigartige Möglichkeiten – gestalten Sie gemeinsam mit uns die Zukunft des Gesundheitswesens! Bei Interesse können Sie sich direkt bei Dr. Marco Schweitzer der UMIT Tirol melden: marco.schweitzer@umit-tirol.at  

Bild: © stokkete/adobe.stock.com
Text: © Schweitzer M, Hackl WO, Neururer SB, Pfeifer B.

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