Digitale Geschäftsmodelle für KMU in Tirol

Vier Beispiele aus der Praxis

Die Geschäftswelt entwickelt sich dynamisch, und gerade für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) stellt sich immer wieder die entscheidende Frage: Wie bleiben wir wettbewerbsfähig? Wer nicht mit der Zeit geht, riskiert, den Anschluss zu verlieren. Dabei geht es vor allem darum, die richtigen Antworten auf essentielle Fragen zu finden: Was erwarten unsere Kunden tatsächlich? Wie schaffen wir dauerhaften Mehrwert? Und wie sichern wir unseren Erfolg für die Zukunft?

Die Digitalisierung des Geschäftsmodells kann die entscheidende Antwort sein. Sie bietet nicht nur innovative Möglichkeiten, um neue Kunden zu gewinnen und Zielgruppen zu erreichen, sondern ist auch ein zentraler Hebel, um Effizienz zu steigern und verborgenes Wachstumspotenzial zu erschließen. Dabei muss nicht immer das sprichwörtliche Rad neu erfunden werden – auch einfache, bewährte digitale Geschäftsmodellansätze können nachhaltige Erfolge erzielen.

Im Folgenden zeigen wir vier digitale Geschäftsmodelle – praxisnah aus Tirol.

1. E-Commerce: Der Online-Verkauf von Produkten

E-Commerce ist ein bewährtes digitales Geschäftsmodell, das es Unternehmen ermöglicht, ihre Produkte über das Internet zu verkaufen. Dies bietet nicht nur eine größere Reichweite, sondern auch die Möglichkeit, rund um die Uhr zu verkaufen.

Beispiel: Tiroler Edle Schokolade

Der Tiroler Schokoladenhersteller Tiroler “Edle Schokolade” hat es erfolgreich geschafft, sein traditionelles Geschäftsmodell durch E-Commerce zu erweitern. Ursprünglich beschränkte sich der Verkauf hochwertiger, lokal produzierter Schokoladenprodukte auf die zwei Shops in Landeck und Innsbruck. Das Unternehmen hat 2017 einen Online-Shop eingerichtet, der es seinen Kunden ermöglicht, die köstlichen Produkte von Zuhause zu bestellen. Durch den Online-Verkauf konnte Tiroler Edle seine Reichweite erheblich erweitern und Kunden nicht nur in Tirol, sondern auch international gewinnen. Die Einführung des Online-Shops half dem Schokoladenhersteller dabei, sich im digitalen Zeitalter zu behaupten und den Umsatz durch die Erschließung neuer Märkte zu steigern.

Tiroler Edle Schokolade – Quelle: Tiroler Edle Schokolade

2. Freemium: Kostenloser Basisdienst mit Premium-Optionen

Das Freemium-Geschäftsmodell bietet grundlegende Dienstleistungen kostenlos an, während für Premium-Funktionen oder -Inhalte eine Gebühr erhoben wird. Dieses Modell ist besonders effektiv, um eine breite Nutzerbasis aufzubauen und gleichzeitig Umsätze durch Premium-Kunden zu generieren.

Beispiel: TT-ePaper der Tiroler Tageszeitung

Die Tiroler Tageszeitung bietet ein Freemium-Modell für ihr E-Paper an. Die Basisversion der digitalen Zeitung ist kostenlos zugänglich, während zusätzliche Inhalte und Funktionen in der kostenpflichtigen Premium-Version angeboten werden. Das Angebot kostenfreier Inhalte hilft der Tiroler Tageszeitung dabei, einen breiten Kundenstamm aufzubauen. Die kostenpflichtigen Premium Inhalte werden in der Folge für eine größere Menge an Nutzern relevant. Die Tiroler Tageszeitung schafft es durch ihr Freemium-Modell, die Menge an zahlenden Kunden zu steigern.

TT-ePaper – Quelle: Tiroler Tageszeitung

Beispiel: Planery

Planery, ebenfalls aus Tirol, bietet eine Software zur Dienstplanung und Zeiterfassung an. Die Basisversion der App ist kostenlos und bietet grundlegende Planungsfunktionen. Erweiterte Funktionen, wie die Integration mit Lohnabrechnungssystemen, sind in der kostenpflichtigen Premium-Version verfügbar. Durch das Freemium-Modell wird eine frühe Kundenbindung angestrebt, bei der zufriedene Nutzer letztendlich zu zahlenden Kunden werden.

Planery – Quelle: Planery

3. Peer-to-Peer (P2P): Direkter Austausch zwischen Nutzern

Das Peer-to-Peer-Geschäftsmodell ermöglicht es Nutzern, direkt miteinander zu interagieren und Geschäfte zu tätigen, ohne dass ein zentraler Vermittler erforderlich ist. Dies kann Kosten senken und die Effizienz steigern.

Beispiel: Uptraded

Uptraded, ein Tiroler Startup, bietet eine Plattform, auf der Nutzer ihre ungenutzten Gegenstände direkt miteinander austauschen können. Dieses Modell fördert den nachhaltigen Konsum und bietet den Nutzern eine einfache Möglichkeit, ungenutzte Gegenstände zu tauschen und zu nutzen. Uptraded nutzt ein traditionelles Geschäftsmodell und schafft es mithilfe der Digitalisierung dieses Geschäftsmodell im digitalen Zeitalter profitabel zu machen.

Uptraded – Quelle: Uptraded

4. Subscription-Based (Abonnement): Regelmäßige Zahlungen für kontinuierliche Dienste

Das Subscription-Based-Geschäftsmodell gewinnt 2024 zunehmend an Relevanz, da Kunden zunehmend Wert auf kontinuierliche Dienstleistungen und Produkte legen, die regelmäßig geliefert werden. Dieses Modell bietet Unternehmen eine stabile Einnahmequelle und stärkt die Kundenbindung.

Beispiel: Tiroler Gemüsekiste

Die Tiroler Gemüsekiste bietet ihren Kunden ein Abonnement für die regelmäßige Lieferung von frischen, regionalen Gemüsekisten. Dieses Modell ermöglicht es den Kunden, regelmäßig hochwertige, saisonale Produkte zu beziehen, während die Tiroler Gemüsekiste stabile Einnahmen und langfristige Kundenbeziehungen aufbauen kann. Getreu dem Motto “aus alt macht neu” ermöglicht es die Digitalisierung bestehende Geschäftsmodelle in den digitalen Raum zu überführen. Neben mehr Komfort für Kunden lassen sich hierdurch zusätzliche Zielgruppen erschließen.

Tiroler Gemüsekiste Abonnement – Quelle: Tiroler Gemüsekiste

Fazit: Inspiration für die Zukunft – die Macht der Kombination

Die vorgestellten Beispiele zeigen, wie digitale Geschäftsmodelle Unternehmen neue Perspektiven eröffnen und ihre Zukunftsfähigkeit sichern können. Eine spannende Erkenntnis liefert dabei eine empirische Untersuchung der Universität St. Gallen: 90 % aller neuen Geschäftsmodelle basieren auf bestehenden Vorbildern oder deren Re-Kombination (Gassmann et al., 2013, S. 6). Im Rahmen dieser Untersuchung wurden mehr als 55 unterschiedliche Geschäftsmodell-Muster identifiziert, die zeigen, wie die vier zentralen Komponenten eines Geschäftsmodells gestaltet werden können.

Das bedeutet, dass Unternehmen selten bei null anfangen müssen. Vielmehr liegt der Schlüssel in der kreativen Verbindung und Anpassung bewährter Ansätze. Ob Freemium, E-Commerce oder Subscription-Based – die Kunst besteht darin, diese Modelle individuell weiterzuentwickeln und sie gezielt auf die Bedürfnisse der Kunden und die eigenen Stärken abzustimmen.

Für KMUs eröffnet dies enorme Chancen: Durch die Digitalisierung können sie bestehende Muster nutzen, neu denken und clever kombinieren, um nachhaltigen Erfolg zu erzielen. Die Digitalisierung ist dabei weniger ein Ziel als ein Werkzeug – ein Werkzeug, um Innovation zu fördern, Werte zu schaffen und langfristig erfolgreich zu sein.

Bild: © stokkete/adobe.stock.com

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