5 Mythen des Innovationsmanagements – Teil 2

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Gerade im Kontext der Digitalisierung fragen sich viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU), wie sie in der Entwicklung und Realisierung ihrer Ideen besser werden können. Dabei geht es nicht nur darum Ideen in marktfähige Lösungen zu überführen, sondern auch das Thema „Innovation“ systematisch im Unternehmen zu verankern. Für KMU ist es wichtig zu wissen, dass man die Innovationsfähigkeit des Unternehmens schon mit kleinen und einfachen Maßnahmen und Instrumenten steigern kann, die nicht notwendigerweise ein großes F&E-Budget erfordern.

Wir möchten darum den gängigsten Mythen rund um das Thema Innovationsmanagement auf den Grund gehen und in einigen kurzen Beiträgen kritisch unter die Lupe nehmen. Im ersten Teil dieser Beitragsserie haben wir uns dem Innovations-Mythos „Man muss immer der Erste am Markt sein“ gestellt. Gerade für KMU bietet es sich an, die First Mover am Markt (auch aus anderen Branchen!) zu beobachten, von ihnen zu lernen und bestehende Lösungen und Technologien in Form innovativer Lösungen weiterzuentwickeln. 

Mythos 2: “Auf die Größe kommt es an”

Die Innovationsfähigkeit von Unternehmen wird häufig anhand der Höhe der Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) gemessen. So ist es wenig verwunderlich, dass hierbei zumeist große internationale, technologieorientierte Unternehmen und Konzerne wie Apple, Google oder Samsung die Nase vorn haben. Dennoch schaffen es viele KMU, sich als „Hidden Champion“ erfolgreich im internationalen Wettbewerb zu behaupten. Im Jahr 2018 gab es in Österreich bereits mehr als 160 Unternehmen, die in ihren jeweiligen Nischen weltweit an der Spitze standen[1] – und das häufig trotz vergleichsweise geringer F&E-Aufwendungen.

Mit „Open Innovation“ hat in den letzten Jahren ein neuer Denkansatz Einzug in das Innovationsmanagement gehalten. Neu insofern, als dass es in diesem Managementansatz nicht mehr darauf ankommt, wer das innovationsrelevante Wissen erfunden hat, sondern vielmehr wer es schafft, vorhandenes Wissen über Technologie, Märkte oder Kundenbedürfnisse erfolgreich zu kommerzialisieren. Im Zeitalter des Internets werden in jeder Sekunde Unmengen von Wissen erzeugt, welches gleichzeitig und sofort an potenziell jedem Ort der Welt verfügbar ist.

Innovationsrelevantes Wissen ist allgegenwärtig. So konnte beispielsweise eine 14-Jährige zuhause auf ihrem Computer ein Molekül entdecken, mit dem das Coronavirus an der Weiterverbreitung gehindert wird[2]. Eine britische Studierende entwickelte vor kurzem eine Plastikalternative aus Fischabfällen[3]. Die Heißluft-Fritteuse “Air Fryer” ist heute eines der erfolgreichsten Produkte von Philips – und wurde von einem Kunden entwickelt. CISCO hat seinerzeit als KMU den Branchenriesen AT&T mit seinen legendären Bell-Laboratories mittels einer Open Innovation Strategie überflügelt. Und ein dänisches KMU hat mit der NASA zusammengearbeitet, um eine neue Schlaftechnologie für Kissen und Bettdecken auf den Markt zu bringen.

[1] https://news.wko.at/news/oesterreich/leitl_wu_gastvorlesung_unterlage_2018.pdf
[2] https://sz-magazin.sueddeutsche.de/die-loesung-fuer-alles/anika-chebrolu-interview-89402
[3] https://www.weforum.org/agenda/2019/11/tipping-the-scales-briton-develops-fish-waste-plastic/?utm_source=Facebook%20Videos&utm_medium=Facebook%20Videos&utm_campaign=Facebook%20Video%20Blogs

Was können KMU aus diesen Beispielen lernen?

Das benötigte Wissen für die erfolgreichen Produkte von morgen oder die entscheidende Prozessverbesserung gibt es meistens schon – und häufig findet man es außerhalb der eigenen Branche oder des eigenen Technologiefelds!

Drew Graham/ Unsplash

Die Übertragung von bestehenden Lösungen in neue Anwendungskontexte der eigenen Branche (Cross-Industry Innovation) bietet somit enorme Innovationspotenziale für KMU.

Die Fähigkeit, Wissen und Lösungen in anderen Branchen zu erkennen und für das eigene Unternehmen erfolgreich nutzbar zu machen, wird insbesondere im Zuge der Digitalisierung für KMU zu einer der zukünftigen Schlüsselkompetenzen. Wie dies gelingen kann und welche spezifischen Herausforderungen damit für Unternehmen verbunden sind, ist Thema des zweiten Teils der DIH-Workshopreihe des MCI.

 

Im Workshop „Management asymmetrischer Innovationskooperationen“ am 10.12.2020 werden wir gemeinsam diskutieren, wie KMU das Konzept der Open Innovation mit Hilfe passender Kooperationspartner als Chance wahrnehmen können. Es gibt noch Plätze – wir freuen uns auf Sie!

FH-Prof. Dr. Oliver Som

FH-Prof. Dr. Oliver Som

Department Wirtschaft & Management, MCI
oliver.som@mci.edu

 

Juliana Pattermann

Juliana Pattermann

Department Wirtschaft & Management, MCI
juliana.pattermann@mci.edu